Christlich-Islamischer Verein Hochrhein e.V.
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Zur Geschichte des CIVH


Die Begegnung mit Muslimen hat in Rheinfelden/Baden eine mehrere Jahrhunderte zurückreichende Geschichte und dies, obwohl es die Stadt Rheinfelden/Baden erst seit 1922 gibt. Doch durch das auf Rheinfelder Gemarkung liegende Deutschordens-Schloss Beuggen, das auf eine Schenkung aus dem Jahre 1246 zurückgeht, und der damit verbundenen Geschichte des Deutschen Ritterordens gibt es historische Bezüge. Im Jahre 1190, drei Jahre nach Beginn des dritten Kreuzzugs, war der Deutsche Orden als Hospital-Orden gegründet worden, der den Kreuzzüglern und Pilgern auf dem Weg ins „Heilige Land“ beistehen sollte. Doch schon bald entwickelte sich hieraus ein Ritterorden, der sich zunehmend der „Heidenmission“, insbesondere im späteren Ostpreußen, verpflichtet fühlte.
1895 begann man in Rheinfelden mit dem Bau des ersten großen europäischen Wasserkraftwerks, das die Ansiedlung zahlreicher großer Industriebetriebe zur Folge hatte. Zunächst fanden beim Bau des Kraftwerks u.a. viele italienische Bauarbeiter einen Arbeitsplatz. Von 1940-45 waren dann über 4000 Fremdarbeiter und Kriegsgefangene, in einer Barackensiedlung wohnend, in der chemischen Industrie tätig und in den sechziger Jahren kamen zahlreiche türkische Arbeiter und deren Familien nach Rheinfelden.
Sie richteten sich in der Barackensiedlung, die nun Asylsuchenden als Gemeinschaftsunterkunft dient, einen Gebetsraum ein. Doch war der bald zu klein und so reiften Pläne für den Bau einer Moschee. Sie wurde in vielfacher Eigenarbeit in den Jahren 1993-96 am Rande eines Mischgebiets errichtet.
Als im Februar 1997 die Moschee ein Minarett erhalten sollte, regte sich jedoch Widerstand. Bürger der Stadt Rheinfelden und aus der Umgebung äußerten massiv ihren Protest und so wurde der Bauantrag der Türkisch-Islamischen Gemeinde (TIG - zum Dachverband der DITIB zugehörig) in einer gut besuchten öffentlichen Sitzung des Bauausschusses mehrheitlich abgelehnt.
Daraufhin bemühten sich Vertreter der beiden christlichen Kirchen, der Kommunalpolitik und der Muslime in verschiedenen Veranstaltungen um ein Gespräch zwischen den streitenden Bevölkerungsgruppen.
Zunächst fand im März in der vollbesetzten evangelischen Christuskirche ein Podiumsgespräch mit Publikumsbeteiligung statt. Auf dem Podium saßen Christen und Muslime, die sich ausschließlich positiv für ein Zusammenleben von Bürgern beider Religionen aussprachen. Im April schloss sich im Pfarrzentrum St. Josef ein Vortrag mit Aussprache an. Die Islam- und Minarett-Gegner hatten sich dieses Mal formiert und setzten dem Referenten, einem evangelischen Pfarrer und Lehrbeauftragten für Islam-Fragen, schwer zu. Doch der wusste sich gekonnt zu wehren. Im Mai traf man sich dann in der Moschee zur Besichtigung und zum Gespräch. Dort wurde der Wunsch nach weiteren Zusammenkünften laut. Ängste, Vorurteile und Unwissenheit galt es weiterhin abzubauen.
Aber wie so oft, blieb es bei den guten Vorsätzen. Im Herbst bemühte sich Herr Ross zunächst vergeblich um ein Gespräch. Am 26. November 1997 (27. Radschab) war es soweit: Es kam zu einem ersten informellen Treffen von Vertretern der Kirchen, der Muslime, der Türkisch-Islamischen Gemeinde und der Kommunalpolitik sowie der Schulen. In der folgenden Zeit wurden gemeinsame Themen angesprochen, erste Veranstaltungen organisiert, aber auch Überlegungen für die Gründung eines christlich-islamischen Vereins unternommen. Dabei waren die Treffen der Islamisch-Christlichen Konferenz für Süddeutschland (ICK) in Hohenwart bei Pforzheim eine große Hilfe.
Nach neun vorbereitenden Sitzungen kam es am 16. April 1999 (Vorabend des 1. Muharram 1420) zur Gründungsversammlung des Christlich-Islamischen Vereins Hochrhein e.V. Sie begann mit dem Nachtgebet der Muslime und einer Andacht der Christen im Gemeindehaus der evangelischen Paulusgemeinde. Von den 40 Anwesenden haben 25 Personen den Verein gegründet. Seine Besonderheit besteht darin, dass er auf drei Säulen ruht. Nachdem die kommunalpolitische Seite an allen Vorbereitungen beteiligt war, setzt sich der Vorstand satzungsgemäß aus zwei Vertretern des kommunalen Bereichs, zwei christlichen Vertretern und drei muslimischen Vertretern (türkischer und nicht türkischer Herkunft) zusammen.
Nun konnte die Arbeit gestärkt beginnen. Wir organisierten und begleiteten Führungen von Schulklassen, Konfirmandengruppen und anderen Besuchergruppen in der Moschee, hielten Vorträge, teilweise in Zusammenarbeit mit der VHS, gingen in die Schulen, waren auf dem Landesmissionsfest der Evangelischen Landeskirche in Baden in Schopfheim vertreten und nahmen an dem jährlichen multikulturellen Fest in Rheinfelden teil, wir erarbeiteten INFO-Blätter zu ganz verschiedenen Themen, organisierten Fortbildungen für Kindergärtnerinnen und Religionslehrer/innen beider Konfessionen sowie eine Kirchenführung mit anschließendem Gespräch für Imame unserer Region usw.
Mit der Zeit erweiterten sich die Aufgaben über Rheinfelden hinaus. So wurden wir zu ganz unterschiedlichen Veranstaltungen in der Region Lörrach, im Wiesental, am Hochrhein und in Basel als Referenten und zur Mitarbeit eingeladen, sei es im Rahmen der Erwachsenenbildung, der Zurüstung für Kirchenälteste und Pfarrgemeinderäte oder bei Tagungen.
Zu einer ersten großen Bewährungsprobe unserer Arbeit kam es im Jahre 2001. Die Türkisch-Islamische Gemeinde bereitete einen Neuantrag für den Bau eines Minaretts bei der Moschee vor. Nach Absprache mit dem Oberbürgermeister führten wir vom CIVH mit allen Stadtratsfraktionen einzelne Gespräche bezüglich der Bedeutung eines Minaretts, des Ausrufs zum Gebet und der Erforderlichkeit eines islamischen Gräberfelds. Diese detaillierte und umfangreiche Arbeit, die auch Gespräche mit der Türkisch-Islamischen Gemeinde umfasste, führte zu einem guten Ende. Dabei traten wir als Vermittler nach beiden Seiten auf.
Am 18. Juli 2001 beschloss der Gemeinderat einschließlich Oberbürgermeister mit 22 Stimmen bei 11 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen die Genehmigung für den Bau eines Minaretts, von dem aus freitags zum Mittagsgebet und an den beiden islamischen Festtagen mit menschlicher Stimme ausgerufen wird. Gleichzeitig wurde ein islamisches Gräberfeld (das erste im Landkreis Lörrach) auf dem Hauptfriedhof genehmigt.
Widerstand regte sich noch einmal, als der Bauausschuss über die Höhe des Minaretts beschließen musste und um die Höhen gefeilscht wurde. Schließlich einigte man sich auf 20,80 m. Im Jahr 2003 wurde in Eigenarbeit mit dem Bau des Minaretts begonnen, nachdem es auf Seiten der Türkisch-Islamischen Gemeinde noch zu Problemen gekommen war.
Am 30. Oktober 2003 tagte der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung. Auf der Tagesordnung stand unter TOP 9 „Mitgliedschaft der Stadt im Christlich-Islamischen Verein Hochrhein e.V.“. Es kam zu einer kontroversen und ausführlichen Diskussion. In ihr wurde von den Befürwortern u.a. deutlich gemacht, dass die Stadt Rheinfelden bei der Gründung des Vereins und der Abfassung der Satzung maßgeblich beteiligt war und satzungsgemäß im Vorstand vertreten ist. Aus verschiedenen Gründen war die Mitgliedschaft nicht schon vorher erfolgt. Jetzt sprach sich die überwiegende Mehrheit des Gemeinderats für einen Beitritt aus (8 Gegenstimmen und eine Enthaltung). Der Beitritt wurde zum 01.01.2004 vollzogen.
Als sich im Januar 2003 Vertreter von christlich-islamischen Organisationen aus der ganzen Bundesrepublik in der Evangelischen Akademie in Bad Boll trafen, um den Koordinierungsrat der Vereinigungen des christlich-islamischen Dialoges in Deutschland (KCID) ins Leben zu rufen, waren wir mit drei Vertretern anwesend und gehören so zu den Gründungsmitgliedern.
Obwohl wir nun auf eine mehrjährige und intensive Arbeit zurückblicken können, sind wir immer noch am Anfang und am Lernen, gilt es immer wieder Hürden bei sich selber und bei anderen zu überwinden.
Es ist nicht einfach, wenn Menschen einer anderen Religion, Kultur und mit unterschiedlichem Naturell zusammenkommen. Das zeigt sich nicht nur bei den multireligiösen Gebeten, die wir zwei mal jährlich abwechselnd in einer Kirche bzw. in der Moschee hielten. Muslime und Christen haben eine andere Gebetskultur und praktizieren auf ganz verschiedene Weise die Vorbereitung. Nun musste man zusammenarbeiten, dies verlangt einen langen Atem und guten Willen von allen Seiten.
Dazu kommen manche Abhängigkeiten. Unsere Imame sind wie alle Imame der DITIB türkische Staatsbeamte. Das hat zur Folge, dass sie sich vor manchen Entscheidungen erst bei der Kölner Zentrale rückversichert haben. So konnte es durchaus passieren, dass ein Imam vom Besuch einer Lesung eines türkischstämmigen Schriftstellers abriet. Um so offener war sein Nachfolger.
Wir kommen „nur“ mit kleinen Schritten voran. Aber sie sind möglich, wenn man Phantasie entfaltet. Ein erfreuliches Beispiel war das ökumenische „Jahr der Bibel“. Pfarrgemeinderäte und Kirchenälteste der Dinkelberggemeinden beschlossen aus diesem Anlass, gemeinsam in der Bibel zu lesen. Da die Pfarrer gemeinsam im Vorstand des Christlich-Islamischen Vereins Hochrhein saßen, regten sie an, dazu auch Muslime einzuladen und die biblischen Texte durch ähnlich lautende Texte aus dem Koran zu ergänzen.
Es war nicht sicher, ob das Experiment gelingen würde. Schließlich sind es Muslime oftmals nicht gewohnt, sich inhaltlich mit dem Koran zu befassen. Im Monat Ramadan gibt es zwar ausführliche Koran-Lesungen in der Moschee, doch entspricht dies nicht christlichen „Bibelarbeiten". Dazu kamen die Sprachschwierigkeiten. Um so mehr waren wir erfreut, dass einmal im Monat zwischen 10 und 25 Christen und Muslime zusammen kamen und nicht nur die eigene heilige Schrift lasen und kennen lernten, sondern auch die des andersgläubigen Mitbürgers. Dabei machten wir erstaunliche Erfahrungen und kamen uns in Glaubensfragen und im persönlichen Leben näher. Auf Grund dieser Erfahrungen führten wir die Bibel-Koran-Gespräche 2004 und 2005 weiter.
Die Auseinandersetzung um ein islamisches Gräberfeld auf dem Hauptfriedhof in Rheinfelden und um weitere Gräberfelder in der Region führte dazu, dass wir darüber eine ausführliche Dokumentation anfertigten. Für unsere Bemühungen wurden wir im Jahre 2005 vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz – Gegen Extremismus und Gewalt“ in Berlin mit einer „Urkunde für Engagement und Zivilcourage“ und einem Preisgeld ausgezeichnet.
Im Jahr 2006 waren wir Gastgeber der jährlichen Mitgliederversammlung der Delegierten des Koordinierungsrats der Vereinigungen des christlich-islamischen Dialoges in Deutschland (KCID). Ein umfangreiches Begleitprogramm mit einem Interreligiösen Spaziergang, einem Konzert der Religionen und einer multireligiösen gottesdienstlichen Feier umrahmte das mehrtägige bundesweite Delegiertentreffen.
Der CIVH versteht sich nicht nur als örtliche Dialogplattform, sondern will in die Region hineinwirken. Das wird u.a. durch die Mitgliederbriefe, die auch an interessierte Personen und die christlichen Pfarrämter der benachbarten Dekanate verschickt wurden sowie durch zahlreiche Informationsveranstaltungen und Moscheeführungen deutlich. So fanden z.B. im Jahr 2007 34 Moscheeführungen mit über 700 Besuchern (180 Erwachsenen und 550 Schülern) statt. Die Schulklassen, Konfirmanden- und Erwachsenengruppe kamen aus Rheinfelden, Lörrach, Grenzach-Wyhlen und Schopfheim aber auch aus dem Kandertal wie Marzell und Wollbach, dem Wiesental wie Zell, Todtnau und Schönau, aus Gersbach und Waldshut-Tiengen ja sogar aus Freiburg und Breisach. Gleichzeitig war der CIVH mit Informationsständen auf dem 31. Evangelischen Kirchentag in Köln (in Zusammenarbeit mit dem KCID), dem Gemeinde-Entwicklungskongress in Karlsruhe (in Zusammenarbeit mit der CIG KA) und dem 2. Tag der christlichen Kirchen am Rheinknie in Mulhouse /Elsass vertreten.
Die Mitgliederversammlung des CIVH verabschiedete nach mehrmonatiger Vorarbeit im Jahr 2007 eine Erklärung zum christlich-islamischen Dialog.
Im Mai 2009, zum zehnjährigen Bestehen des CIVH, zählte der Verein 64 Mitglieder, davon 24 islamischen, 22 evangelischen, 9 römisch-katholischen, 1 altkatholischen, 1 orthodoxen Glaubens und 7 ohne Religionsangabe, davon hatten 50 ihren Wohnsitz in Rheinfelden.
Zu einer besonderen Herausforderung kam es im Oktober des Jahres 2009. Ein neu gewählter Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde hatte bereits zahlreiche neue Initiativen erfolgreich gestartet. Da kamen der Vorsitzende und der Imam auf die Idee, man könne doch freitags zum Mittagsgebet mit einem Lautsprecher ausrufen. Also installierten sie ohne Rücksprache mit den anderen Vorstandsmitgliedern provisorisch drei 30-Watt-Lautsprecher in der Überzeugung, dass dies zulässig sei, wenn eine bestimmte Dezibelzahl nicht überschritten werde. Dies war insbesondere als Entlastung für den Muezzin gedacht, der nun nicht mehr auf das Minarett steigen musste. So ertönte am Freitag der Gebetsruf über Lautsprecher und nicht mit menschlicher Stimme.
Dieser Vorgang wurde von einem Kunden eines benachbarten Getränkemarktes bemerkt, der sich beim Oberbürgermeister erkundigte, ob dies zulässig sei, und informierte gleichzeitig die örtliche Presse. Der zuständige Bürgermeister reagierte sofort und machte deutlich, dass der Ausruf zum Gebet mit Lautsprechern vertragswidrig sei und diese wieder abmontiert werden müssten. Auch wir vom CIVH verwiesen auf den Vertragstext zwischen der Türkisch-Islamischen Gemeinde und der Stadt Rheinfelden und luden den Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu einem klärenden Gespräch ein. In einer zu der Zeit gerade tagenden Gemeinderatssitzung informierte der Oberbürgermeister die Gemeinderäte zu Sitzungsbeginn und erläuterte die Rechtslage. Zu einer Aussprache kam es nicht.
Der Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde entschuldigte sich persönlich beim Oberbürgermeister und öffentlich bei der Rheinfelder Bevölkerung für das Fehlverhalten und ließ die Lautsprecher vor dem nächsten Freitag abmontieren .
Somit hätte der Vorgang kein weiteres Aufsehen verdient. Doch die sehr ausführliche Berichterstattung in der Presse führte dazu, dass der Vorgang zu einem überregionalen, ja Ländergrenzen übergreifendem Politikum wurde. - Es gibt ein deutsches Rheinfelden und jenseits des Rheins ein Schweizer Rheinfelden. - In der Schweiz lief gerade die Volksinitiative gegen den Bau von Minaretten an. So erklärten die Minarettgegner mit Verweis auf das badische Rheinfelden, dass die Muslime von den Minaretten - gegebenenfalls auch widerrechtlich - mit Lautsprechern ausrufen würden, wenn man ihnen nicht rechtzeitig widersteht. Mehrere Schweizer Zeitungen hatten ausführlich über die Vorgänge bei uns berichtet und etliche Fernsehanstalten vor Ort gefilmt. Wie die Abstimmung ausgegangen ist, ist bekannt. So hat ein unbedachtes Handeln in badisch Rheinfelden ungewollt die Schweizer Minarettgegner unterstützt und den dortigen Muslimen einen Bärendienst geleistet. Auch Herr Ralph Giordano glaubte sich auf ihre Kosten zu profilieren, indem er in einem Interview mit dem Deutschlandfunk behauptete, die Muslime halten sich nicht an Zusagen, wenn Minarette errichtet werden: "Das ist in Rheinfelden, Rendsburg, Esslingen, in anderen Orten, wo das heute geschieht, auch der Fall."
Im Jahr 2010 kam es wiederholt zu Anschlägen mit großen Sachbeschädigungen auf die Alperenler-Moschee in Rheinfelden. Der erste Anschlag erfolgte am frühen Morgen des 02. Mai 2010. Der Vorstand des CIVH hat dazu am gleichen Tag folgende Erklärung abgegeben:
"In der Nacht vom 02. Mai 2010 wurde ein Anschlag auf die Alperenler Moschee in Rheinfelden /Baden verübt. Es wurden drei Fensterscheiben eingeworfen und an die Wände Hakenkreuze und das Wort "Sieg" gesprüht.
Wir vom Christlich-Islamischen Verein Hochrhein e.V. bedauern diesen Anschlag und verurteilen ihn.
Bei dem Anschlag handelt es sich um mehr als nur um eine ärgerliche und kostenintensive Sachbeschädigung. Hier wurden die religiösen Gefühle von Mitbürgern verletzt. Damit ist der Anschlag auch ein Angriff auf das friedliche Zusammenleben der Bürgergemeinschaft.
Wieweit Rechtsradikale die Täter waren, ist unklar. Das Anbringen von Hakenkreuzen mag es nahelegen. Verräterisch ist das Wort "Sieg". Was für einen absurden Sieg haben die Täter errungen, wenn sie anonym und heimlich in der Dunkelheit der Nacht vorgehen müssen. Dass sie künftig keine weitere Siege erringen können, ist unser aller Aufgabe."
Kaum waren die gröbsten Schäden beseitigt, da erfolgte am Morgen des 22. Mai ein weiterer Anschlag. Wieder gingen Fensterscheiben zu Bruch. Und wieder rätselte man über die Täter und ihre Absichten. Alle polizeilichen Untersuchungen blieben erfolglos.
Der Vorstand des CIVH rief auf Anregung eines Rheinfelder Bürgers zur einer Spendenaktion zur Mitfinanzierung der Schäden bei der Moschee auf. Einzelspenden, auch aus den Nachbarorten, und des CIVH sowie Kollekten der Kirchen und eines multireligiösen Gebets erbrachten 1.344,- €.
Wieder wurden Reparaturen vorgenommen. Jedoch am 04. November gingen erneut Scheiben zu Bruch. Kameraaufnahmen machten deutlich, dass es sich um eine gezielte Attacke handelte. Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes blieben zunächst erfolglos. Anfang 2015 wurde ein Rechtsradikaler zu einer Geldstrafe und gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
Am 29.12.2010 wurde der Vorsitzende des CIVH von der Bürgerstiftung Rheinfelden ausgezeichnet. In der Ehrenurkunde heißt es: "Für seine Verdienste als Mittler zwischen der christlichen und islamischen Bevölkerung unserer Stadt verleihen wir den Ehrenpreis 2010 an Herrn Pfarrer Werner Ross mit besonderem Dank für sein Engagement."
In der Satzung des CIVH heißt es unter Zweck des Vereins § 4.3. Ausbildung, Fort- und Weiterbildung. Um diesem selbst gesteckten Ziel gerecht zu werden, kam es zur Schaffung einer Spezialbibliothek zum Thema Islam einschließlich Christentum und Judaismus sowie interreligiöser Dialog. Diese ist im Laufe der Jahre angewachsen und hatte ihren Standort in Schloss Beuggen. Dort wurde sie aber nicht ausgiebig genutzt. Deshalb kam es im Sommer 2011 nach einer Rücksprache zwischen Herrn Ross und Frau Madiou, der Leiterin der Bibliothek der Dualen Hochschule Lörrach, zu folgender Vereinbarung. Der Vorstand des CIVH überreicht der Dualen Hochschule die über 1000 Bücher und andere Medien umfassende Bibliothek als Geschenk. Sie wird künftig als "Interkulturelle Sammlung" (IKS) Teil der Bibliothek der DHBW Lörrach sein und allen Interessenten kostenlos zur Verfügung stehen.
Im Herbst 2012 hatte es turnusmäßig einen weiteren Imam-Wechsel gegeben. Unter dem neuen Imam wurden die bisherigen halbjährlichen multireligiösen Gebete nicht mehr fortgeführt. Auch kam es zu einer Abkühlung der Zusammenarbeit zwischen der Türkisch-islamischen Gemeinde und dem CIVH. Trotz wiederholter Bitten seitens des CIVH wurde kein neuer Vertreter der TIG für den Vorstand des CIVH benannt.
Bei den Vorstandswahlen 2013 legte der Initiator des CIVH, Werner Ross, sein Amt als Vorsitzender nieder. Die Nachfolge trat das bisherige Vorstandsmitglied Dagmar Henninger an und führt die Arbeit weiter.
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Pressemitteilung vom 14. April 2019


20 Jahre Christlich-Islamischer Verein Hochrhein e.V.


Rückblick auf erfolgreiche Dialogarbeit
Der Christlich-Islamische Verein Hochrhein e.V. besteht auf den Tag genau am heutigen 16. April 2019 20 Jahre. Am 26. November 1997 trafen sich auf Einladung von Pfarrer Werner Ross einige Vertreter der Kirchen, der Muslime, der Türkisch-Islamischen Union (DITIB), der Kommunalpolitik sowie der Schulen. Vorausgegangen war die Ablehnung eines Bauantrags des Moscheevereins auf Errichten eines Minaretts bei der Moschee durch den Bauausschuss.
Die Teilnehmer waren sich einig: Um des Friedens in der Stadt Willen braucht es ausgleichende Gespräche und einen Informationsaustausch zwischen muslimischen und nicht-muslimischen Bürgern. So kam es am 16. April 1999 zur Gründungsversammlung des Christlich-Islamischen Vereins Hochrhein e.V. (CIVH e.V.; www.civh.de)
Zweck des Vereins ist die Förderung der Verständigung und des Dialogs, insbesondere zwischen Christen und Muslimen, islamischen Gemeinschaften, Kirchengemeinden und kommunalen bzw. staatlichen Stellen. Der Name Hochrhein wurde gewählt, weil man über die Stadtgrenzen Rheinfeldens hinaus wirksam sein wollte.
Es folgten eine Vielzahl von verschiedenartigen Veranstaltungen wie z.B. multireligiöse Gebete, Bibel-Koran Gespräche, Moscheeführungen, Vorträge und interreligiöse Spaziergänge. Das Minarett konnte gebaut werden und ein islamisches Gräberfeld wurde eingerichtet.
Das Bündnis für Demokratie und Toleranz – Gegen Extremismus und Gewalt in Berlin zeichnete den CIVH e.V. 2005 mit der Urkunde für Engagement und Zivilcourage und einem Preisgeld von 1000 € aus.
Pfarrer Werner Ross wurde 2010 von der Bürgerstiftung die Ehrenurkunde "Für seine Verdienste als Mittler zwischen der christlichen und islamischen Bevölkerung unserer Stadt“ verliehen.
2013 legte Pfarrer Werner Ross sein Amt als Vorsitzender nieder und Dagmar Henninger führt seitdem seine Arbeit weiter. Sie vertritt gemeinsam mit Pfarrer Jörg Hinderer die christliche Seite im Vorstand, Süreyya Korkmaz und Elif Avcik sind Vertreterinnen der Muslime, Claudius Beck und Hannelore Nuss sind kommunale Vertreter im Vorstand. Ein Gewinn stellt die Zusammenarbeit mit der VHS und der kirchlichen Erwachsenenbildung dar.
Herzlich willkommen sind neue Mitglieder im Verein.
Anlässlich des Jubiläums wird im Herbst eine öffentliche Veranstaltung stattfinden.